Wie wirkt sich Homeschooling bzw. Distance Learning auf Schüler und Schülerinnen aus?

Was ist Homeschooling bzw. Distance Learning?

Seit rund zwei Jahren ist wohl jedem der Begriff Homeschooling bzw. Distance Learning bestens bekannt. Sowohl Eltern als auch Schüler und Lehrer mussten sich innerhalb von kürzester Zeit auf dieses neue Setting anpassen. Dabei hat sich ein weiteres Mal deutlich gezeigt, wie wichtig doch der persönliche Kontakt ist. Trotzdem hat das Distance Learning bis zu einem gewissen Grad auch Vorteile für die Schüler gebracht.

Begriffsbestimmung

Sowohl der Begriff des „Homeschoolings“ auch der des „Distance Learnings“ entspringt der englischen Sprache. Übersetzt man diese in das Deutsche erhält man „Hausunterricht“ bzw. „Fernunterricht“. Diese Übersetzungen helfen jedoch bei der genauen Definition nicht wesentlich weiter.

 

Die Herkunft des Hausunterrichts

Sieht man sich den Begriff des „Hausunterrichts“ näher an, wird man bald eine Verbindung in die Vergangenheit entdecken. So ist es in früheren Zeiten üblich gewesen, dass die Schülerinnen und Schüler nicht zur Schule gegangen sind, sondern zu Hause von Privatlehrern unterrichtet wurden. Dieses Privileg ist jedoch nur besonders wohlhabenden Familien zugekommen. Zumeist haben nur die männlichen Nachkommen eine Ausbildung genossen. Nur selten wurde dies auch auf die weiblichen erstreckt. Mit der Entwicklung des Schulsystems und der allgemeinen Schulpflicht hat sich dies aber radikal geändert. So werden heute Schülerinnen und Schüler hauptsächlich in Schulen unterrichtet. Damit kann auch sichergestellt werden, dass sie bis zu einem gewissen Grad über dieselbe Bildung verfügen. Nur in wenigen Familien übernehmen Familienmitglieder oder private Lehrer den Unterricht der Kinder.

Seit dem Jahr 2020 ist dieser „Hausunterricht“ plötzlich wieder zurückgekehrt. Dies lässt sich auf die Covid 19-Pandemie zurückführen, welche Schülerinnen und Schüler dazu zwang, dem Unterricht wieder von ihren Schreibtischen in ihren Kinderzimmern zu verfolgen. Mit dem damaligen Hausunterricht hat das wohl nichts mehr zu tun. Der Unterricht erfolgt nach wie vor für alle Schülerinnen und Schüler durch denselben Lehrer. Dieser wird über Computerprogramme wie Skype oder BigBlueButton abgehalten.

Der Fernunterricht

Im Wort Fernunterricht steckt bereits zum Teil die Definition des Begriffs. „Fern“ bedeutet, dass man nicht unbedingt direkt anwesend ist. Ähnlich gestaltet sich dies beim Fernunterricht. So nehmen die Schülerinnen und Schüler am Unterricht nicht in Präsenz statt, sondern sind durch moderne Telekommunikation miteinander verbunden. Damit wird gleichzeitig auch indiziert, dass der persönliche Kontakt zwischen den Lehrenden und den Schülern zurückgefahren wird.

Problemfelder

Egal ob man selbst Lehrer, Schüler oder Elternteil ist – alle sind vom Distance Learning betroffen. All diesen Gruppen ist auch gemeinsam, dass nur die Wenigsten von Beginn an einen Durchblick hatten. Aber auch das ist nur eine wenig beruhigende Tatsache.

Distance Learning als Lehrerin oder Lehrer

Für das Lehrpersonal stellte sich zunächst die Frage, wie der Unterricht zunächst aufgebaut werden soll. Dank moderner Technologie bestand die Möglichkeit die Schülerinnen und Schüler wenigstens über ihre Bildschirmkameras zu sehen und durch ihre Mikrophone zu hören. Trotz der gut ausgestalteten Programme ergeben sich auch hierbei genügend Probleme. So stellen die Schülerinnen und Schüler weniger Fragen und das Lehrpersonal kann wesentlich schwieriger mit dem einzelnen Schüler ins Gespräch kommen.

Besonders bei den Kleineren ist das Distance Learning für das Lehrpersonal eine Herausforderung. Diese können mit Computern teilweise noch nicht besonders gut umgehen und werden dabei vor nahezu unlösbare Voraussetzungen gestellt. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch das Ablenkungspotential.

Eine weitere Herausforderung stellte das Zu-Verfügung-Stellen von Lehrmaterialien dar. So werden häufig Übungszettel und Aufgabenblätter in den Klassen ausgeteilt, was im Distance Learning nur schwer möglich ist. Innerhalb kürzester Zeit wurden dafür auch die passenden Plattformen geschaffen.

Das Homeschooling hat jedoch auch positive Wirkungen. So wurde das Lehrpersonal mehr oder weniger dazu gezwungen sich mit dem digitalen Unterricht auseinanderzusetzen. Im Zuge dessen haben sie neue Programme kennengelernt und auch neue Methoden der Unterrichtsführung angewendet. Diese Erfahrungen aus dem Distance Learning können unter gewissen Umständen auch in den Präsenzunterricht unternommen werden. Vor allem die Verwendung von verschiedenen Medien bei der Erlernung des Stoffes kann für Schülerinnen und Schüler durchaus sinnvoll sein. Hier können natürlich nicht alle Probleme des Lehrpersonals angesprochen werden. Das würde den Rahmen sprengen.

 

Homeschooling als Elternteil

Ähnlich wie Lehrerinnen und Lehrer sind auch die Elternteile vor völlig neue Herausforderungen gestellt worden. So müssen sie von heute auf morgen auch ihre eigene Arbeit zu Hause verrichten. Gleichzeitig sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder den Unterricht besuchen. Bei Familien, welche in einer kleinen Wohnung leben, sorgt dies bereits für erste Probleme. Um sinnvoll Arbeiten bzw. am Online-Unterricht teilnehmen zu können, benötigt man ein ruhiges Plätzchen. Sind plötzlich alle Personen zu Hause kann dieses wohl nicht mehr einfach gefunden werden.

Als Elternteil hat man damit unmittelbar einen Teil der Hauptaufgaben der Lehrerinnen und Lehrer übernommen. So müssen die Eltern dafür sorgen, dass die Schüler am Unterricht teilnehmen, dass ihre Internetverbindung und die technische Ausrüstung geeignet sind. Vor allem bei kleineren Schülerinnen und Schülern wird wohl auch die eine oder andere Einweisung in die Nutzung der Geräte notwendig gewesen sind. Viele Eltern müssen teilweise auch selbst am Unterricht teilnehmen bzw. ihre Kinder beaufsichtigen, ob sie wirklich am Unterricht teilnehmen.

Aber nicht nur die direkte Unterrichtsstunde wirft Probleme auf. Plötzlich hat das Kind keine Hausaufgaben mehr und Tests fallen aus. Wenn es dann doch eine Aufgabe gibt, dann hat man für diese mehrere Wochen Zeit. Wie soll man als Elternteil den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen feststellen? Nur die Wenigsten werden Zeit haben sich die E-Mails und Online-Plattformen der Schülerinnen und Schüler anzusehen.

Ähnlich problematisch verläuft es beim Lernen und Wiederholen des Stoffs. So lassen sich die Kinder nur schwer dazu motivieren. Bei diesen aufgezählten Problemen handelt es sich natürlich nur um einen Ausschnitt.

Auswirkungen auf Schülerinnen und Schüler

Obwohl sowohl Eltern als auch Lehrer von der Homeschooling erfasst und zu Beginn zumindest überfordert wurden, trifft das Distance Learning wohl die Schülerinnen und Schüler am stärksten. Das zeigen auch neueste Studien, welche sich das Verhalten der Schülerinnen und Schüler im Laufe der Pandemie genauer angesehen haben. Da diese sowohl schulischer als auch persönlicher und psychologischer Natur sind, muss auf diese in einem besonders weiten Umfang eingegangen werden.

Die neue schulische Realität

Die Universität Koblenz Landau hat sich im Zeitraum seit Beginn der ersten Schulschließungen im Jahr 2020 mit den Auswirkungen des Homeschoolings beschäftigt (https://www.zepf.eu/wp-content/uploads/2020/06/Bericht_HOMEschooling2020.pdf). Dabei wurden mehr als 4.000 Elternteile um ihre Meinungen und Erfahrungen gebeten. An ihren Antworten kann auch die neue schulische Realität für Schülerinnen und Schüler erkannt werden.

Die Unterrichtsmaterialien

In einem Teilbereich der Befragung wurden die Elternteile auf die zur Verfügung gestellten Aufgaben ihrer Kinder befragt. Dabei ging es in erster Linie um deren Gestaltung und die jeweiligen Schwierigkeitsgrade. So ist ein Großteil der Befragten der Meinung, dass die Aufgabenstellungen für die Schülerinnen und Schüler verständlich sind und sie diese auch selbstständig bearbeiten können. Aus inhaltlicher Sicht sind diese Aufgabenstellungen zum Großteil für das Erlernen von neuen Stoffgebieten und zur Wiederholung bereits erlernter Stoffgebiete verwendet worden. Beachtlich ist hierbei, dass vor allem in Mathematik und Deutsch die Schülerinnen und Schüler sich in weiten Teilen der Materie den Stoff selbst beibringen mussten. Zusammenfassend kann jedoch gesagt werden, dass an sich die Materialien geeignet sind, um den Schülerinnen und Schülern den Stoff zu vermitteln. Jedoch muss angemerkt werden, dass der Anteil am selbstständigen Erlernen von neuen Stoffgebieten durch das Homeschooling stark angestiegen ist.

Die Studie zeigt deutlich, dass durch das Homeschooling sämtliche kreative Betätigungen aus dem Schulalltag verschwunden sind. So gibt der Großteil der Befragten an, dass ihre Kinder eher selten bzw. nie kreative Aufgaben beispielsweise im Fach Sport oder Kunst erhalten haben.

Übermittlung der Unterrichtsmaterialien

In einem weiteren Fragenblock wurden die Elternteile zur Organisation des Homeschoolings von Seiten der Schule befragt. Laut den Ergebnissen dieser erhalten die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben entweder in Form eines Wochenplans oder völlig unrhythmisch. Einige geben auch an, dass ihre Kinder mit Wochen- bzw. Monatsplänen oder einem Stundenplan arbeiten. Neben dieser Versendung von Unterrichtsmaterialien bieten die Lehrkräfte Unterstützung in Form von E-Mail, durch Internetseiten oder dem online Materialdownload an. Häufig werden auch YouTube und Apps, eher seltener Telefonate erwähnt.

Durch die Befragung zeigt sich, dass die von den Lehrern gestellten Aufgaben teilweise gar nicht eingefordert werden. So gibt der Großteil der Eltern an, dass ihre Kinder entweder gar keine Aufgaben bzw. nur einzelne Aufgaben abgegeben haben.

Positiv fällt auf, dass das Lehrpersonal bezüglich der Rückmeldungen weitgehend engagiert ist. So geben die meisten Eltern an, dass ihre Kinder immer, oft bzw. gelegentlich eine Rückmeldung vom Lehrpersonal auf ihre Aufgaben erhalten. Eine solche Rückmeldung erhalten die Schülerinnen und Schüler zum Großteil per E-Mail oder andere Lernplattformen. Nichtsdestotrotz wird durch die weiteren Fragen mehr als deutlich, dass dieser Austausch von Seiten der Eltern als zu gering empfunden wird. Die meisten fordern aktivere Rückmeldung und beziehen sich dabei auf bestimmte Fächer.

Schulische Performance

Trotz der auftretenden Probleme im Rahmen des Distance Learning zeigt sich deutlich, dass sich die Noten der Schülerinnen und Schüler nicht verschlechtert haben. So hat sich beim Großteil die Note nicht verändert. Es muss jedoch auch erwähnt werden, dass sich die Noten nur bei den Wenigsten verbessert haben. Die Häufigkeit der Verschlechterung ist hierbei wesentlich höher.

 

Psychologische Aspekte

Welche Auswirkungen das Homeschooling bzw. die Pandemie auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler haben wird, kann zu diesem Zeitpunkt nur abgeschätzt werden. Jedoch zeigen sich bereits erste Auswirkungen. Jedoch haben sich schon einige Wissenschaftler mit dem Thema beschäftigt und passende Befragungen durchgeführt. Eine dieser Untersuchungen wurde von Mandy Vogel in Kooperation mit anderen Wissenschaftlern im März 2021 veröffentlicht. Sie und ihre Kollegen haben deutsche Schülerinnen und Schüler am Ende des 1. Lockdowns im Jahr 2020 über ihr Wohlbefinden befragt (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34485984/).

Bereits vor Beginn der Pandemie haben sich einige Schülerinnen und Schüler privat nicht mit ihren Mitschülern getroffen. Durch das Social Distancing hat sich dies noch weiter verstärkt. Gleichzeitig geben sie auch an, dass ihnen genau dieser Kontakt mit Gleichaltrigen fehlt.

Der Druck kommt aber auch von ganz anderen Seiten. So geben die Schülerinnen und Schüler an, dass sie sich selbst zwar nicht vor Covid-19 fürchten, sich aber um ihre Familie sorgen. Damit scheiden auch sämtliche Treffen mit Freunden aus. Je mehr Kontakte mit anderen Personen gegeben sind, desto höher ist schließlich auch die Gefahr der Ansteckung.

Durch diesen Druck und die radikalen Veränderungen im Schulalltag wurden bei wesentlich mehr Schülerinnen und Schülern psychische Störungen und Krankheiten entdeckt. Diese bedürfen einer psychologischen Betreuung und werden wohl auch die gesamte Zukunft der Schülerinnen und Schüler prägen.

Ebenfalls alarmierend ist, dass die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Pandemie immer mehr die Meinung vertreten, dass es nie mehr zu einem Schulalltag „wie damals“ kommen wird.

Durch die Pandemie mussten die Schülerinnen und Schüler schlagartig selbstständig werden. Manche konnten sich hier leicht einfinden, während andere Probleme hatten. Den Ergebnissen der einzelnen Studien ist gemeinsam, dass vor allem jüngere Schülerinnen und Schülern die Umstellung nicht leicht gefallen ist. Ein Großteil von ihnen kann das gesamte Konzept einer Pandemie noch nicht richtig erfassen und versteht damit auch nicht die Notwendigkeit der Distanzierung von Freunden und Bekannten. Vor allem in den ersten Schuljahren ist der Austausch zwischen den Kindern besonders wichtig. Je älter diese werden, desto eher kann eine online Kommunikation das persönliche Treffen ersetzen. Natürlich kann dies nicht mit einer tatsächlichen Begegnung in der Schule verglichen werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Pandemie bereits jetzt erste Auswirkungen auf das soziale Verhalten von Schülerinnen und Schülern zeigt. So führt die Abkapslung zu einem Rückzug in sich selbst und ruft verschiedensten psychische Krankheiten hervor. Das gesamte Ausmaß der Auswirkungen der Covid-19 Pandemie wird wohl erst in den kommenden Jahrzehnten erfasst werden können.

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