Sekundarstufe I und II
Die Sekundarstufe unterteilt sich wiederum in die Stufen I und II. Die I reicht bis zur Klasse 9/10. Möglich sind hier der Hauptschul- oder Realschulabschluss. Insbesondere Letzterer wird regional unterschiedlich bezeichnet. Man nennt ihn beispielsweise auch Mittlere Reife oder Fachoberschulreife. Die Sekundarstufe I kann Ihrem Kind in Deutschland beispielsweise in der Haupt- oder Realschule oder im Gymnasium abschließen. Auf dem Gymnasium schließt sich die gymnasiale Oberstufe (Sekundarstufe II) direkt an die Sekundarstufe I an. Hier sind die Schulabschlüsse Fachhochschulreife und Abitur möglich. Anschließend hat es die Möglichkeit, eine Fachhochschule beziehungsweise eine Fachhochschule oder Universität zu besuchen.
Wichtig: Das deutsche Schulsystem ist durchlässig. Auch in anderen weiterführenden Schularten (Hauptschule oder Realschule) ist bei entsprechenden Leistungen ein Wechsel auf eine Schule mit einem Abschluss der Sekundarstufe II möglich.
Hauptschule, Realschule, Gymnasium: Es gibt weitere Varianten!
Hauptschule, Realschule und Gymnasium: Das war einst die klassische Dreiteilung im sekundären Bildungsbereich in Deutschland. Jede Schulform stand für einen bestimmen Schulabschluss. Aber Hauptschulen sind mittlerweile selten geworden. Andere Schulen wie die Gesamtschule integrieren heute verschiedene ältere Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) in sich. Und je nach Bundesland werden Sie auf weitere Schulformen treffen: beispielsweise auf Oberschulen, die Hamburger Stadtteilschule oder die Regionalschule. Machen Sie sich vertraut mit ihnen und ihren Eigenarten. Es ist die Basis dafür, die beste weiterführende Schule für Ihr Kind zu finden.
Lernen Sie die Schwerpunkte der Schulformen kennen
Hilfe bei der Auswahl weiterführender Schulen geben Ihnen die Kultusministerien. Sie stellen die Schulformen im jeweiligen Bundesland in der Regel im Internet vor. So schreibt das Ministerium aus NRW beispielsweise zur Hauptschule: „Die Hauptschule vermittelt den Schülerinnen und Schülern eine grundlegende allgemeine Bildung, die insbesondere auf eine Berufsorientierung und Lebensplanung vorbereitet.“ (https://www.schulministerium.nrw/hauptschule)
Über das Gymnasium heißt es: „Ziel des Gymnasiums ist die Vermittlung einer vertieften allgemeinen Bildung, die zur Aufnahme eines Hochschulstudiums befähigt und für eine berufliche Ausbildung qualifiziert.“ (https://www.schulministerium.nrw/gymnasium)
Staatlich oder privat? Noch mehr Entscheidungen.
In Deutschland gibt es staatliche Schulen und Privatschulen mit einem nichtstaatlichen Träger wie beispielsweise den Kirchen. Bisweilen arbeiten solche Schulen mit speziellen pädagogischen Konzepten und ermöglichen zugleich einen staatlich anerkannten Abschluss. Das spezielle Konzept kann ein Vorteil sein. Allerdings müssen Eltern für den Unterricht an Privatschulen oft Schulgeld zahlen. Nicht jeder kann das. Nicht jeder will es.
Machen Sie sich zusätzlich Gedanken darüber, wie viel Zeit Ihr Kind in der Schule verbringen soll. Vielleicht befindet sich eine Ganztagsschule in der Nähe? Im Vergleich zu anderen Schulen betreut sie Ihr Kind deutlich länger pro Tag. Neben dem klassischen Unterricht bietet sie dafür häufig Hausaufgabenbetreuung und Freizeitaktivitäten. Noch intensiver ist die Betreuung an Internaten, an denen die Kinder sowohl lernen als auch wohnen. Hier unterscheidet man ebenfalls zwischen staatlichen und privaten Institutionen.
Nicht immer bestimmen Eltern die weiterführende Schule
Die Grundschulzeit Ihres Kindes neigt sich dem Ende zu? In der Regel wird Ihnen die Grundschule dann einen bestimmten Schultyp für den weiteren Bildungsweg Ihres Kindes vorschlagen. Dabei spielen die Noten Ihres Kindes eine Rolle. Aber nicht nur. Der Gesamteindruck zählt. Das Lernverhalten Ihres Kindes kann bei der Empfehlung ebenfalls wichtig sein, ebenso seine Konzentrationsfähigkeit und das Sozialverhalten. Verbindlich ist die Empfehlung der Grundschule in den meisten Fällen nicht. Fast alle Bundesländer lassen letztlich die Eltern entscheiden, auf welche weiterführende Schule sie ihr Kind schicken möchten.
Anders ist das in Bayern, Thüringen und Brandenburg. Hier ist die Empfehlung der Grundschule weitgehend verbindlich. Eltern haben dennoch eine gewisse Chance, sich für ihr Kind anders zu entscheiden. Beispiel Bayern: Empfiehlt die Grundschule beispielsweise die Realschule für ein Kind, können Eltern es zu einem Probeunterricht auf ein Gymnasium schicken. Hier kann die Entscheidung der Grundschule revidiert werden.
Die Lehrer haben Unrecht? Vielleicht. Manchmal.
Vielleicht hat die Lehrerin Ihres Kindes ja bereits eine Schulform für Ihr Kind empfohlen und Sie sind mit dieser Empfehlung absolut nicht einverstanden? Wie im vorigen Abschnitt erläutert, können Sie die Empfehlung dann in den meisten Bundesländern ignorieren und versuchen, Ihr Kind in einer anderen Schulform unterzubringen. Aber ist das auch gut? Manchmal. Aber nicht immer. Grundschullehrerinnen und Lehrer erleben Ihr Kind fast täglich im Unterricht. Dabei sehen sie, ob Lernen Ihrem Kind leicht oder schwer fällt und wo seine Begabungsschwerpunkte liegen. Darüber hinaus sind sie geschult darin, das Lernverhalten von Kindern zu beurteilen.
Natürlich erleben auch Sie als Vater oder Mutter Ihr Kind im täglichen Umgang. Und Sie machen sich dabei ebenfalls ein Bild davon, wie Ihr Kind neue Herausforderungen meistert. Ein Lehrer muss keineswegs richtig liegen, wenn er bei der Frage nach der passenden weiterführenden Schule für Ihr Kind eine andere Meinung hat als Sie. Aber halten Sie es zumindest für möglich, dass er richtig liegen KÖNNTE.
Was möchte eigentlich Ihr Kind?
Kinder gegen Ende der Grundschulzeit haben bereits bei vielen Themen ihre eigene Meinung. Das gilt möglicherweise auch bei der Frage, auf welche weiterführende Schule sie gehen möchten. Was möchte Ihr Kind? Falls Sie es nicht wissen, fragen Sie es. Setzen Sie es allerdings nicht unter Druck, um irgendeine Antwort zu erhalten, falls es nur mit den Schultern zuckt. Fragen Sie Ihr Kind in diesem Fall vielleicht, was es besonders an der Schule mag, welche Fächer es liebt, ob es schwer oder ganz einfach ist, was es lernt?
Stellen Sie solche Fragen am besten nicht nur in der Übergangsphase zur weiterführenden Schule. Die Antworten helfen Ihnen dabei, einzuschätzen, ob sich Ihr Kind wohlfühlt, ob es zusätzlich gefördert werden muss oder sich mit dem Unterrichtsstoff langweilt. Denken Sie immer daran: Es geht vor allem um das Wohl Ihres Kindes. Nur wenn sich Ihr Kind an einer Schule wohlfühlt, ist sie die richtige Wahl. Lassen Sie sich deshalb nicht von vorgefertigten Meinungen leiten.
Mein Kind soll alle Chancen haben. Es MUSS aufs Gymnasium. Muss es?
Ihr Kind hat dann die besten Chancen, wenn es sich mit dem Unterrichtsstoff weder unter- noch überfordert fühlt. Warum? Weil es dann motiviert bleibt. Weil es Lernen als etwas Positives erlebt, Selbstvertrauen gewinnt (oder behält). Das sind Eigenschaften, die später auch für die Berufswahl wertvoll sind und dazu beitragen, dass Ihr Kind sein Potenzial ausschöpft. Das Gymnasium ist keineswegs immer die beste Wahl. Möglicherweise besitzt Ihr Kind Begabungen, die sich auf anderen Schulformen besser fördern lassen. Dann beharren Sie nicht auf dem Gymnasium.
Mein Vater ging auf die Volksschule. Ich war auf der Hauptschule. Also ist sie auch für mein Kind genug. Ist das so?
Volksschule und Hauptschule sind sehr gute Schulformen. Sie bereiten auf Berufe vor, die wichtig sind und auf die ein Mensch stolz sein kann. Schulen wie Realschule und Gymnasium setzen oft einfach etwas andere Schwerpunkte. Keine besseren. Nur andere. Vielleicht liegen die Ihrem Kind mehr? Dann legen Sie ihm keine Steine in den Weg. Wenn Ihr Kind mit der weiterführenden Schule glücklich ist, haben Sie alles richtig gemacht.
Im Zweifelsfall: Nutzen Sie Beratungsangebote!
Neben der Grundschule gibt es weitere Stellen, die Sie auf Wunsch bei der Auswahl der passenden weiterführenden Schule für Ihr Kind beraten. In Bayern existiert dafür zum Beispiel die staatliche Schulberatung, die sich als neutral und lösungsorientiert versteht und unter anderem dabei helfen soll, „die vielfältigen Bildungswege überlegt zu nutzen“.
Jede Schule ist anders als jede andere
Bisher ging es vor allem um die verschiedenen Schulformen. Aber insbesondere in städtischen Regionen können Sie bisweilen auch zwischen verschiedenen Schulen derselben Schulform wählen, die sich in erreichbarer Nähe zu Ihrem Wohnort befinden.
Und auch sie können sich sehr voneinander unterscheiden. Bei der Auswahl spielen dann möglicherweise Kriterien eine Rolle spielen wie:
– Erreichbarkeit,
– Fremdsprachenangebot,
– durchschnittliche Größe der Klassen,
– Sauberkeit der Räume und Anlagen,
– Zusatzangebote wie AGs.
Machen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind beispielsweise bei einem Tag der Offenen Tür ein Bild von der jeweiligen Schule. Vielleicht recherchieren Sie darüber hinaus einmal, was im Internet alles über die jeweilige Schule steht?
Lassen Sie den Gedanken zu, dass Sie sich irren könnten
Sie haben nach bestem Wissen und Gewissen entschieden, auf welche weiterführende Schule Ihr Kind gehen wird? Sehr gut. Trotz aller Sorgfalt bei dieser Entscheidung könnten Sie sich aber irren. Deshalb gilt auch nach Ihrer Entscheidung: Achten Sie auf Ihr Kind. Wirkt es oft still oder traurig, wenn es aus der Schule kommt? Eine nicht optimale weiterführende Schule könnte eine Ursache dafür sein. Wenn es so ist, denken Sie über einen Schulwechsel Ihres Kindes nach. Gemeinsam mit ihm. Für eine Schullaufbahn, an die sich Ihr Kind irgendwann gern zurückerinnert.