Mobbing in der Schule: Was können betroffene Schüler und deren Eltern tun?

Es ist eine erschreckende Zahl: Jährlich sind etwa 500.000 Schüler und Schülerinnen in Deutschland von Mobbing betroffen. Für jedes einzelne dieser Kinder ist diese Situation enorm belastend. Mobbing findet zu 80 Prozent in der Schule statt und hat für die Betroffenen im schlimmsten Fall dauerhafte psychische und physische Folgen in Form von psychosomatischen Beschwerden. Sobald die Eltern von der Situation wissen, leiden sie häufig mit. Doch was können betroffene Schüler und Schülerinnen und deren Eltern tun, um die Situation zu ändern?

Das Wichtigste zu Beginn: Es gibt Hilfe!

Viele Eltern und betroffene Kinder fühlen sich in einer Mobbingsituation hilflos. Und das ist auch kein Wunder, denn das Verhalten anderer Kinder können weder Eltern noch Betroffene ändern. Die Hilflosigkeit führt dann häufig zu einem Ohnmachtsgefühl. Betroffene Schüler und Schülerinnen reagieren gar nicht mehr und lassen die Mobbing-Taten der anderen Kinder einfach über sich ergehen, ohne sich zu wehren. Damit nehmen sie dann die typische Opferhaltung ein, was den Tätern durchaus entgegenkommt. Deshalb ist die erste wichtige Botschaft an von Mobbing betroffene Kinder und deren Eltern:

Ihr seid nicht alleine. Es gibt Hilfe. Lasst euch unterstützen.

Angreifbarkeit durch Auffälligkeiten: zahlreiche Gründe

Es ist oftmals schwer zu erklären, warum jemand gemobbt wird. Unabhängig von Aussehen, Herkunft, Religion, Hautfarbe, Sexualität oder Familiensituation kommt es zu Mobbingsituationen aufgrund völlig unterschiedlicher Gründe. Schlechte oder gute Noten, die Trennung der Eltern, Dünn- oder Dicksein oder ein außergewöhnliches Verhalten oder Aussehen. Das gleiche Kind kann an einer Schule in eine Mobbingsituation geraten, obwohl es bis dato immer problemlos in das Klassengefüge integriert war und an einer anderen Schule wäre es vielleicht nie so weit gekommen. Aber klar ist: Egal welchen Grund die Klassengemeinschaft für das Mobbing findet, Mobbing ist nie in Ordnung und gerechtfertigt. Und das betroffene Kind trägt erst recht keine Schuld daran.

Professionelle Hilfe finden: Mobbingberatung

Es muss nicht gleich der erste Schritt sein, aber sobald die Situation länger anhält und nicht mehr alleine lösbar erscheint, sollte eine Mobbingberatung in Anspruch genommen werden. Diese Beratungsstellen unterstützen Eltern und Kinder mit wertvollen Tipps und Strategien. Neben lokalen Beratungsstellen in den Städten, gibt es eine bundesweite Initiative, die Betroffene, Eltern und Lehrer berät und an der Schule interveniert. Die Hilfe kann von jedem kostenlos in Anspruch genommen werden. Weitere Informationen erhalten Sie unter https://zeichen-gegen-mobbing.de/.

 

Was Sie und Ihr Kind tun können: Tipps und Strategien zur Selbsthilfe

Wenn Ihr Kind von Mobbing berichtet, ist bereits ein wichtiger Schritt geschafft. Ihr Kind hat sich Ihnen anvertraut und Sie können miteinander an einer Lösung arbeiten. Als Elternteil fühlen Sie vermutlich eine starke Betroffenheit, die von vielen Emotionen begleitet wird. Das ist auch mehr als verständlich. Auch Ihr Kind wird viele negative Gefühle mit sich tragen. Wut, Angst, Verzweiflung, Traurigkeit: Mobbing löst viele starke Emotionen aus. Mit den folgenden Tipps reagieren Sie darauf adäquat:

Reden Sie miteinander

Reden Sie mit Ihrem Kind über die Gefühle und die Vorfälle an der Schule. Nehmen Sie Ihr Kind dabei ernst, versuchen Sie weder zu beschwichtigen noch zu dramatisieren. Das Wichtigste ist Zuhören. Hören Sie Ihrem Kind zu, solange es erzählen möchte und zeigen Sie ihm dabei Ihre Zuneigung. Versuchen Sie aber auch dafür zu sorgen, dass das Mobbing nicht durchgängig Gesprächsthema bei Ihnen zu Hause ist. Auch schöne, fröhliche und ablenkende Themen zwischendrin sind wichtig.

Machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe

„Was hast du denn getan, dass deine Mitschüler dich nicht mögen?“ oder „Bestimmt gibst du Ihnen einen Anlass für das Mobbing.“ Solche Fragen und Aussagen sollten unbedingt vermieden werden. Auch wenn es eine Auffälligkeit gibt, die der Auslöser des Mobbings ist, kann Ihr Kind nichts dafür. Zum einen ist keine Auffälligkeit ein Grund andere systematisch zu mobben und zum anderen kann Ihr Kind den Auslöser vielleicht gar nicht beeinflussen. Versuchen Sie Ihr Kind daher unbedingt zu stärken, egal welchen Anteil es an der Entstehung der Situation trägt.

Führen Sie ein Mobbing-Tagebuch

Bei Mobbing ist es essenziell, dass alle Vorfälle gut protokolliert werden. Nur so kann bei späteren Gesprächen mit Lehrkräften oder Mobbingberatungsstellen die Situation allumfassend dargestellt werden. Führen Sie gemeinsam ein Tagebuch und schreiben Sie alle Vorfälle mit Datum, Beteiligten und Zeugen auf. Wenn Ihr Kind alt genug ist, kann es das Tagebuch alleine führen, wenn es möchte.

Ein Gespräch mit der Klassenleitung

Vereinbaren Sie einen Termin mit der Klassenlehrkraft Ihres Kindes und sprechen Sie über die Situation. Wichtig ist dabei: Nehmen Sie Ihr Kind zu diesem Termin nicht mit. Ein betroffenes Kind fühlt sich in dieser Situation sehr unwohl und das Selbstwertgefühl wird angegriffen. Sprechen Sie daher alleine mit der Klassenleitung und hören Sie deren Sichtweise und Handlungsideen an.

Handeln Sie nicht unüberlegt

Die starken Emotionen führen häufig dazu, dass Betroffene und Eltern spontan reagieren und die Situation damit verschärfen. Ein wütender Anruf bei den Eltern der Täter, eine vorwurfsvolle E-Mail an die Klassenlehrkraft oder Schuldzuweisungen gegenüber dem eigenen Kind helfen nicht weiter. Versuchen Sie daher möglichst ruhig zu bleiben und überlegt zu handeln. Es ist auch nicht sofort eine Handlung notwendig. Vielleicht möchte Ihr Kind erst einmal einen Zuhörer und versucht noch selbst aus der Situation zu kommen.

Sprechen Sie alle Maßnahmen mit Ihrem Kind ab

Als Eltern möchte man seinem Kind bei Mobbing möglichst gut und schnell helfen. Das ist auch gut so, aber eines ist dabei auch wichtig: Alle Maßnahmen und Handlungsschritte sollten mit dem Kind abgesprochen sein. Vergessen Sie nicht, dass Ihr Kind der Experte für seine eigene Situation ist und unbedingt mitentscheiden soll, welche Lösungswege es versuchen möchte. Ein Handeln über den Kopf des Kindes hinweg führt zur Verstärkung der Machtlosigkeit, auch wenn es gut gemeint ist.

Planen Sie keine Racheaktionen

Der Gedanke mag erstmal nahe liegen und ist auch verständlich: Das Kind soll sich wehren, zurückschlagen, den Tätern eine Falle stellen oder gemeinsam wird sogar ein Plan geschmiedet, wie man es den Mitschülern heimzahlen kann. Doch bei allem Verständnis für diese Rachegedanken schaden solche Pläne mehr als sie nutzen. Zum einen macht man sich damit selbst zum Täter und zum anderen besteht die Gefahr, dass sich die Situation durch gegenseitige Angriffe weiter verschärft. Nutzen Sie andere Wege mit Ihrem Kind.

Online-Mobbing: Täter blockieren

Immer häufiger findet Mobbing online statt: In WhatsApp-Gruppen oder auf sozialen Plattformen werden Gemeinheiten schnell dahin geschrieben, Fotos von Betroffenen fies bearbeitet und verbreitet oder Gerüchte in die Welt gesetzt. Um sich selbst zu schützen sollen, sollten Mobber geblockt werden. In schweren Fällen und bei strafmündigen Kindern oder Jugendlichen kann das Online-Mobbing auch eine Straftat beinhalten. Dokumentieren Sie auch diese Vorfälle durch einen Screenshot.

Zeit mit positiven Kontakten verbringen

Damit das Selbstwertgefühl immer wieder auch positive Erfahrungen macht, ist es sehr wichtig möglichst oft positive Sozialkontakte zu suchen. Außerhalb der Schulsituation sollte daher Zeit mit Mitschülern, Nachbarskindern, Freunden aus dem Sport oder Hobby oder Familienmitgliedern verbracht werden. Diese gemeinsamen Zeiten mit Anerkennung und Freude machen viel Schaden wieder gut.

Blick auf die Stärken: Lob und Anerkennung

Durch Mobbing werden betroffene Kinder immer wieder mit ihren vermeintlichen Schwächen oder Auffälligkeiten konfrontiert. Darunter leidet das Selbstwertgefühl enorm. Wichtig ist deshalb das Selbstwertgefühl durch Lob und Anerkennung an anderer Stelle zu stärken. Reden Sie daher mit Ihrem Kind immer wieder über seine Stärken und positiven Charaktereigenschaften oder ermöglichen Sie positive Rückmeldungen durch Hobbys und tolle Erfahrungen und Erlebnisse.

Klassen- und Schulwechsel als Lösung?

Unser angeborener Fluchtreflex führt in einer Mobbingsituation früher oder später auch zum Gedanken des Klassen- oder Schulwechsels. Dieser Schritt sollte allerdings wohlüberlegt sein und keinesfalls zu früh stattfinden. Oberstes Ziel sollte nämlich sein, die Situation zu entschärfen und Ihr Kind trotzdem in seiner gewohnten Umgebung zu belassen. Ein Schul- oder Klassenwechsel wird vom betroffenen Kind eventuell als persönliches Versagen oder Verlieren empfunden. Außerdem beginnt der Neustart dann mit einem geschwächten Selbstwert und im schlimmsten Fall kommt es erneut zu einer Mobbingsituation. Insbesondere bei einem Klassenwechsel eilt die Geschichte meistens dem Kind sogar voraus. In schweren Fällen kann es dennoch im Verlauf notwendig werden, diesen Schritt zu gehen. Ein Schulwechsel ist dann meist der sicherere Weg. Im Gespräch mit dem Kind sollte dabei unbedingt die Botschaft ankommen, dass man damit nicht aufgibt oder verloren hat. Vielmehr sollte der Gedanken ankommen, dass aufgrund der Umstände ein Schulwechsel auf eigenen Wunsch ein möglicher Lösungsweg ist, um sich selbst zu schützen und aktiv der Situation zu entkommen.

Sondersituation: Das Kind spricht nicht

Die genannten Tipps sind alle auf der Basis genannt, dass Ihr Kind mit Ihnen spricht und sich Ihnen von selbst anvertraut. Doch nicht immer ist dies der Fall. Wenn Sie Verhaltensänderungen an Ihrem Kind bemerken, aus anderer Quelle von dem Mobbing erfahren oder einfach nur den Verdacht haben, dass Ihr Kind gemobbt wird, sollten Sie Ihr Kind darauf ansprechen. Wenn Ihr Kind dann trotzdem nicht reden möchte, versuchen Sie dieses nicht dazu zu zwingen. Machen Sie deutlich, dass Sie gerne und jederzeit zum Reden zur Verfügung stehen und lassen Sie Ihrem Kind dann Zeit darüber nachzudenken. Sie können ihm auch empfehlen, mit einer anderen Person des Vertrauens darüber zu reden oder sich selbstständig an eine Beratungsstelle zu wenden. Nur wenn Sie im Verlauf eine massive Konsequenz spüren (Depression, Ängste, körperliche Konsequenzen, Schulschwänzen) dürfen Sie hartnäckiger werden. Wenden Sie sich dann am besten selbst an eine Beratungsstelle und handeln Sie nach Rücksprache mit den Fachkräften.

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