Streng oder locker: Welche Erziehung braucht ein pubertäres Kind?

Früher oder später kommt sie unweigerlich auf alle Eltern zu: die Pubertät der eigenen Kinder. Eltern und Kinder stehen in dieser Zeit oft vor besonderen Herausforderungen. Vieles verändert sich und die Beziehung zwischen Eltern und Kind wird neugestaltet. Mit diesen Veränderungen sind häufig Reibereien, Machtkämpfe und Diskussionen verbunden. Viele Elternteile stellen sich dann die Frage: Welche Erziehung braucht mein Kind jetzt? Streng oder locker? Wie soll ich mit meinem Kind umgehen? Wir möchten die Pubertät für Sie etwas beleuchten und Ihnen einige Tipps und Anregungen an die Hand geben.

Die Pubertät: Anstrengende Zeit der Veränderung

Allzu oft werden pubertierende Jugendliche als anstrengende, widerspenstige und demotivierte Zeitgenossen hingestellt. Und natürlich ist darin auch etwas Wahrheit enthalten. Aber: Wenn wir uns genauer ansehen, was in der Pubertät eigentlich mit Körper und Psyche passiert, dann wird schnell klar, dass viele Verhaltensweisen auch einen Grund haben. Die Pubertierenden können manchmal gar nicht anders. Deshalb haben Sie insgesamt auch viel Verständnis in dieser Zeit verdient. Auch, wenn natürlich klar ist: Alles hat seine Grenzen.

Veränderungen in der Pubertät: Herausforderung für Körper und Psyche

Die Pubertät ist eine besondere Lebensphase, in der sich Kinder zu Erwachsenen entwickeln. Körperliche Veränderungen wie ein starkes Wachstum und das Ausreifen der Geschlechtsorgane finden genauso statt wie Umbauvorgänge im Gehirn. Letztere lösen dabei häufig Stimmungsschwankungen aus. Folgende Aufzählung zeigt die vielen Veränderungen in der Pubertät:

– Ausbildung und Wachstum der Geschlechtsorgane
– Erste Funktionalität der Geschlechtsorgane
– Erste Periode bei den Mädchen beginnt
– Stimmbruch bei den Jungen
– Verstärktes oder erstes Wachstum der Körperbehaarung
– Umstrukturierung des Gehirns

Damit haben die Kinder und Jugendlichen ordentlich zu tun. Sie müssen ihren Körper neu kennenlernen, mit diesem umgehen, sich und ihre Außenwirkung neu erfahren und mit den Nebenwirkungen zurechtkommen. Diese wären:

– Stimmungsschwankungen durch Umbauprozesse im Gehirn und Hormonumstellung
– hohe Emotionalität
– hohes Schlafbedürfnis
– Veränderungen der Haut durch Hormonumstellung (Pickel, Akne)
– emotionale Trennung von kindlichen Verhaltensweisen und lieb gewordenen Dingen

Infobox:
Weitere gesundheitliche Informationen zur Pubertät erhalten Sie unter https://www.gesundheitsinformation.de/was-passiert-in-der-pubertaet.html.


Die Kinder erleben sich in dieser Zeit häufig selbst völlig neu und unerwartet und müssen ihre Gefühlswelt neu sortieren. Sie schwanken zwischen dem Gewohnt-kindlichen und dem Neuen-aufregenden. Dazu kommen erste Partys, das erste Verliebtsein und der erste Geschlechtsverkehr. Erwachsene Verhaltensweisen rücken in den Fokus und die Jugendlichen erleben viele Dinge zum ersten Mal und testen Dinge aus, die sie bisher nicht dürften.

Zwischenfazit: Die Pubertät ist auch für Ihr Kind kein Spaziergang, sondern eine sehr aufregende Zeit der Veränderung, die mit viel Unsicherheit verbunden ist.

Wichtigstes Instrument: Ein verlässlicher Ansprechpartner

Damit Kinder und Jugendliche diese Lebensphase gut überstehen und durchlaufen können, ist ein verlässlicher Ansprechpartner für die verschiedenen Themen wichtig. Ihr Kind braucht jemanden oder gerne mehrere Personen, die Fragen beantworten und Tipps geben können. Wenn Ihre Beziehung das zulässt, können Sie diese Person sein. Manchmal ist es den Heranwachsenden aber lieber, wenn sie diese Themen nicht mit den Eltern besprechen. Dann sind Freunde, Lehrer, Jugendleiter, Tanten oder Onkels oft die lieberen Ansprechpartner. Das ist dann in Ordnung. Wichtig ist nur, dass Ihr Kind einen Ansprechpartner hat, der gut mit den Fragen umgehen kann.

Tipp:

Bieten Sie Ihrem Kind an, Fragen zu beantworten. Lassen Sie diese Tür auch immer offen. Seien Sie aber nicht verletzt, wenn Ihr Kind (auch) andere Ansprechpartner nutzt, um die Entwicklungsthemen zu besprechen.

Keine Angst vor der Pubertät: Jedes Kind wächst anders

Zickige Mädchen mit Pickeln, motzige Jungs mit zu viel Aggression: Diese Klischees zur Pubertät sind schlicht falsch. Jedes Kind reagiert in der Pubertät anders, zeigt nicht vorhersehbare Verhaltensweisen und braucht andere Unterstützung und ein anderes Erziehungsverhalten. Eltern von Geschwisterkindern erfahren oft, dass ihre Kinder in der Pubertät sehr unterschiedlich sind. Und nicht alle Kinder werden in der Pubertät in der Eltern-Kind-Beziehung schwierig. Deshalb sollten sie zunächst gelassen bleiben und abwarten. Vorbereiten können Sie sich ohnehin kaum. Lediglich ein bisschen Wissen über die körperliche und psychische Veränderung in der Pubertät kann Ihnen helfen, genug Verständnis für Ihr Kind aufbringen zu können. Versuchen Sie mit Beginn der Pubertät einfach eine gute Beziehung zu Ihrem Kind zu erhalten.

Wenn es schwierig wird: So reagieren Sie richtig

Ein Streit mehr, eine schlechte Note, der erste Rausch und ein überzogener Ausgang am Abend. Mit diesen Dingen sollten Sie in der Pubertät rechnen, ohne sich direkt Sorgen zu machen. Die Pubertät ist eine so aufregende Zeit für Ihr Kind, dass Schule auch mal in den Hintergrund gerät, die Nerven blank liegen und das Neue-aufregende einfach zu verlockend ist, um pünktlich nach Hause zu kommen. Bei ersten Verfehlungen sollten Sie deshalb ruhig bleiben und mit Ihrem Kind ein Gespräch führen. Kommunizieren Sie Ihrem Kind, dass Sie es sehr gut verstehen können und gewisse Änderungen auch in Kauf nehmen. Zeigen Sie aber gleichzeitig Grenzen auf. Was darf auf keinen Fall geschehen? Was ist Ihnen wichtig? Vereinbaren Sie gemeinsam klare Absprachen, wie zum Beispiel: „Wenn du etwas später kommen möchtest, dann ruf bitte an und bespreche das mit uns. Wenn möglich, gewähren wir dann auch eine Ausnahme.“ Denken Sie dabei auch immer wieder an Ihre eigene Pubertät zurück. Dies hilft Ihnen besser, das richtige Maß an Strenge und Lockerheit zu finden.

Werden die Probleme größer, sind unter Umständen mehr Druck und Konsequenz notwendig. Dies ist zum Beispiel bei übermäßigem Alkoholkonsum, Drogenkonsum, Straftaten, Schulverweigerung oder totalem Missachten der Erziehungspersonen notwendig. In diesen Fällen wird es oft besonders schwierig. Sie müssen dann nämlich deutlich strenger sein und klare Grenzen setzen. Das Wichtigste bleibt aber weiterhin, dass Sie in Kontakt mit Ihrem Kind bleiben. Versuchen Sie deshalb immer, bei aller notwendigen Strenge, eine Beziehung zu Ihrem Kind zu erhalten. Damit ist die Eltern-Kind-Beziehung zu gestalten für Sie ein richtiger Balance-Akt. Dies gelingt zum Beispiel über gemeinsame, positive Zeit oder echtes Interesse an einem Hobby des Kindes. Darüber hinaus können folgende Tipps helfen:

– Sprechen Sie immer wieder mit Ihrem Kind, ohne es zu bedrängen. Fragen Sie Ihr Kind, was ihm wichtig ist und wie Sie es unterstützen können.
– Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind ein Hobby erhält oder findet (Sport, Musikinstrument, Jugendgruppe).
– Finden Sie heraus, ob es einem Erwachsenen besonders vertraut (Vater, Mutter, Onkel). Sorgen Sie dafür, dass es hier regelmäßige Kontakte und Gespräche gibt.
– Sprechen Sie mit der Lehrkraft Ihres Kindes über sein Auftreten und Verhalten in der Schule.
– Knüpfen Sie besondere Meilensteine (Führerschein, Auto, Urlaub mit den Freunden) an klare Regeln.
– Versuchen Sie viel mit Lob und Belohnung zu arbeiten und möglichst wenig mit Strafe und Tadel.
– Bei ernsten Problemen: Nehmen Sie Kontakt zu ei

Alles hat ein Ende: Licht am Ende des Tunnels

Auch, wenn es bei Ihrem Kind vielleicht eine besonders anstrengende Zeit ist: Irgendwann ist sie vorüber. Die Pubertät ist eine Entwicklungsphase, die definitiv vorbeigeht. Und in den meisten Fällen endet sie positiv: mit einem selbstständigen und verantwortungsvollen jungen Erwachsenen. Und dafür hat sich die Mühe dann doch gelohnt.

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